Der Anschlag auf das Oktoberfest am 26. September 1980 kurz vor der Bundestagswahl ging als schwerster Bombenanschlag in Deutschland in die Geschichte ein und hinterließ ein Dutzend Tote und mehr als 200 schwer Verletzte. Die Bombe explodierte gegen 22.30 Uhr am Haupteingang zum Oktoberfest und hinterließ 13 Tote und 215 teils schwer verletzte Menschen. Als Einzeltäter präsentierten Generalbundesanwaltschaft und das Bayerische Landeskriminalamt rasch den Studenten Gundolf Köhler, der für das Oktoberfestattentat allein verantwortlich sein sollte. Das Münchner Stadtmuseum kommentierte das Ergebnis der damaligen Ermittlungen in der Chronik zum 200-jährigen Jubiläum des Oktoberfests abschließend mit folgender Bemerkung, ohne auf die weiteren Details einzugehen:
"Die alleinige Täterschaft (des Studenten Gundolf Köhler) wurde immer wieder in Frage gestellt und ist bis heute nicht geklärt".
Oftmals liegt in der Kürze die Würze, aber in dieser Angelegenheit
gäbe es wahrlich mehr zu berichten. Zum Beispiel über den Schweizer
Friedensforscher und Historiker Daniele Ganser, der 2005 die Ergebnisse
seiner Terrorismus-forschung in dem Buch Geheimarmeen der NATO in Europa
veröffentlichte. Darin deckt er auf, dass die NATO und die
militärischen Geheimdienste in den vergangenen Jahrzehnten in Europa in
schwere Verbrechen bis hin zu Bombenanschlägen verwickelt war. Ganser
behauptet sogar, dass auch gegen die eigene Bevölkerung Anschläge
ausgeführt wurden, um Unsicherheit zu erzeugen und gewisse Wahlen zu
beeinflussen. Das alles passierte unter dem Decknamen GLADIO,
quasi eine paramilitärische Geheimorganisation der NATO, CIA und des
britischen MI6 während des Kalten Krieges. GLADIO existierte bis
mindestens 1990 und wird mit Attentaten, Anschlägen und Morden in
mehreren europäischen Ländern in Verbindung gebracht. In Belgien,
Italien und in der Schweiz wurde sogar jeweils eine parlamentarische
Untersuchungskommission hierzu eingesetzt. Ob und inwieweit auch eine Verbindung zwischen dem Anschlag auf das Oktoberfest und GLADIO besteht, ist noch nicht endgültig geklärt.
Markant ist auch die Verwicklung des Rechtsextremisten Heinz Lembke, der enge Kontakte zur Wehrsportgruppe Hoffmann pflegte und versteckte Waffenlager in Deutschland mit Sprengstoff, Panzerfäusten und Handgranaten unterhielt. Leider konnte Heinz Lembke nach seiner Festnahme nicht mehr verhört werden, weil er sich just einen Tag vor seinem Verhör in seiner Zelle erhängte. Von verschiedenen Seiten wurde mehrfach vergeblich versucht, eine Wiederaufnahme der Ermittlungen zum Bombenanschlag auf das Oktoberfest zu erreichen, zuletzt im Jahr 2005. Heute erinnert nur noch eine Gedenktafel an die vielen Opfer dieses Anschlags auf das Oktoberfest.