Eine Maß bitte

Auf dem Oktoberfest wird das Bier ausschließlich aus dem Maßkrug getrunken, soweit es sich nicht um ein Weißbier handelt. Eine Maß sollte idealerweise mit einem Liter Oktoberfestbier gefüllt sein sein. Da dies in der langen Geschichte des Oktoberfests leider allzu häufig nicht der Fall war, gründete sich schon 1899 der Verband zur Bekämpfung betrügerischen Einschenkens e.V. mit Sitz in München. Nachdem der Verband während der NS-Zeit verboten wurde, erfolgte am 9.09.1970 die Wiedergründung als Verein gegen betrügerisches Einschenken e.V. durch den Schauspieler Rudi Scheibengraber. Der erste sichtbare Erfolg des Vereins war die Abschaffung des steinernen Keferloher, der durch den gläsernen Maßkrug ersetzt wurde. Eine schlecht eingeschenkte Maß war damit deutlich einfacher zu erkennen. Die Notwendigkeit des Vereins gegen betrügerisches Einschenken hatte sich damit aber nicht im geringsten erledigt.

Im Rahmen einer Untersuchung der Schankmoral auf dem Oktoberfest haben Präsident und Vereinsmitglieder rund 100 Maß in einem Dutzend Festzelte getestet. Hierbei hat der Verein gegen betrügerisches Einschenken aufgedeckt, dass die Schankmoral alles andere als optimal ist. Vereinspräsident Jan-Ulrich Bittlinger formulierte das Ergebnis mit folgenden Worten:
Das Ergebnis ist ernüchternd. Die am schlechtesten abgefüllte Maß Bier hatte nur 0,73 Liter Bier im Glas. Im Rahmen der Untersuchung haben wir in jedem großen Festzelt 7 Maß bestellt und bezahlt. Tatsächlich haben wir aber durchschnittlich nur 6 Liter Bier bekommen.
Angesichts des alljährlich steigenden Bierpreises auf dem Oktoberfest ist das ordentliche Einschenken der Maß ein durchaus wichtiges Thema und nicht selten Gegenstand aufgeregter Diskussionen. Inzwischen gibt es schon Apps für das Smartphone, um eine schlecht eingeschenkte Maß zu entlarven.

Fakten rund ums Oktoberfestbier

Die Festzelte auf dem Oktoberfest in München werden nur von sechs Münchner Brauereien mit Oktoberfestbier beliefert. Gebraut wird es bereits im Frühjahr, wobei es auch in Flaschen abgefüllt und weltweit verkauft wird. Im Einzelnen sind es die folgenden sechs Münchner Brauereien:
  • Augustiner,
  • Hacker-Pschorr,
  • Hofbräu
  • Löwenbräu,
  • Paulaner und
  • Spaten Bräu.
Augustiner ist darunter die letzte Brauerei, die das Bier auf der Wiesn noch aus traditionellen Hirschen ausschenkt, die aufwändig in Handarbeit hergestellt werden.


Das Oktoberfestbier ist ein speziell für das Oktoberfest gebrautes Münchner Bier, das gem. Reinheitsgebot nur unter Verwendung von Wasser, Hopfen und Malz hergestellt wird und mit einem Alkoholgehalt von ca. 6% etwas stärker ist als ein übliches Helles. Auch der Stammwürzegehalt ist etwas höher und beträgt mindestens 13,5%. Das Oktoberfestbier gilt als sehr süffiges und malzbetontes Bier, das hervorragend zu den Spezialitäten der Festzelte passt, insbesondere zum Hendl, Schweinsbraten oder zur Schweinshaxn.

Die Bezeichnung des Oktoberfestbier als Märzen hat noch historische Gründe, da in der bayerischen Brauordnung von 1539 noch festgelegt war, dass die Brauereien nur zwischen dem 29.09. (St. Michael) und dem 23.04 (St. Georg) brauen dürfen. Die Kältemaschine hatte Carl von Linde damals noch nicht erfunden, so dass die in Bayern beliebten untergärigen Biersorten nur bei Temperaturen unter 10 Grad gebraut werden konnten. Hierfür waren jedoch natürliche Kühlmittel wie Eis notwendig. Das während dieser Zeit gebraute Bier wurde in den kühlen Bierkellern der Brauereien gelagert, die im März nochmals mit natürlichem Eis bestückt wurden. Auf dem Oktoberfest wurden dann die letzten Bestände der eingelagerten Biervorräte ausgeschenkt.